DMUN bei der 62. Commission on the Status of Women

Stimmen aus Südafrika, Tansania, Nigeria. Aus Kolumbien, Jordanien, Nepal. Aus Pakistan, Großbritannien, Australien. Und von Vertreter*innen von UN Women, UNDP, UNHCR, Soroptimist und vielen weiteren großen und kleinen Organisationen. Viel los auf der 62. Konferenz der Frauenrechtskommission, der CSW62. Das Thema: Die Stärkung der Stellung von Frauen und Mädchen in ländlichen Gebieten. Mit dabei: DMUN.

Vom 16. bis zum 23. März repräsentierten die beiden Vereinsmitglieder Kim Werner und Kai Vorberg DMUN auf der Konferenz in New York City. Dabei konnten die beiden Diskussionen und Debatten verschiedenster Redner*innen verfolgen und zahlreiche neue Perspektiven gewinnen.

Los ging es natürlich mit der obligatorischen Besichtigung der Vereinten Nationen. Es bot sich die Möglichkeit, einer Sitzung des Sicherheitsrates zu lauschen. Und tatsächlich hielten die Delegierten der verschiedenen Länder Redebeiträge wie bei MUNBW und MUN-SH. Und ähnlich zu unseren beiden Model-UN-Planspielen wurde dabei nicht unbedingt auf den/die Vorredner*in eingegangen. So wurde die erschreckende Situation in der DR Kongo auch im zweiten oder dritten Redebeitrag nicht weniger erschreckend, sondern es wurde nur noch einmal unterstrichen, wie wichtig es sei, zu handeln.

Neben den Verhandlungen über das Abschlussdokument der CSW62 fanden viele Side Events statt, die sowohl von Staaten, als auch von zivilgesellschaftlichen Organisationen organisiert wurden. Es gab ein buntes und vielfältiges Programm, sodass die Entscheidung, welches Event man besuchen wollte, häufig schwer fiel. Die Events waren aber immer spannend, informativ und professionell gestaltet. Es wurden Geschichten von beeindruckenden, starken Frauen ausgetauscht, die sich in NGOs zusammengeschlossen haben.

Ein besonders interessanter Workshop beschäftigte sich mit der Frage, wie Frauen, die sich extremistischen Bewegungen angeschlossen haben, nach ihrer Rückkehr wieder in die Gesellschaft integriert werden können. Gibt es ein Programm, das sie auffängt? Wie wird mit ihnen umgegangen? Werden sie bereits gut genug adressiert und reintegriert oder muss das System verbessert werden? In diesem Kontext wurde hervorgehoben, dass es sich bei diesen Frauen nicht um eine homogene Gruppe handele. Manche kehrten auf freiwilliger Basis zurück, andere würden deportiert. Außerdem gebe es weitreichende Folgeprobleme. Frauen, die beispielsweise von der Terrororganisation IS zurückkehren, hätten Angst, seien psychisch stark belastet und hätten keinen Besitz. Vertreterinnen vom UN Development Programme (UNDP) und International Civil Society Action Network (ICAN) und aus Indonesien und Norwegen stellten als Expertinnen dieser Diskussion fest, dass es hier noch viel zu tun gebe. Es sei ein sehr sensibles Thema, wobei es noch nicht genügend Lösungsansätze gebe und Einzelfälle betrachtet werden müssten. 

Eine andere Diskussion beleuchtete die Geschichten einzelner Frauen im Hinblick darauf, dass der Platz für feministische Bewegungen immer kleiner werde. Ein Problem dabei sei, wie eine Vertreterin Südafrikas berichtete, dass Frauen in ländlichen Gebieten oft nicht wüssten, welche Rechte sie hätten und diese daher nicht für sich nutzten. Hierzu konnte ein Event, organisiert durch das Carter Center, gut ergänzen. Das Carter Center ist eine Nichtregierungsorganisation, die dabei hilft, die Lebensqualität in Staaten des globalen Südens zu verbessern. Mit vielen Staaten und Vertreter*innen der Zivilgesellschaft hat das Carter Center die Atlanta Declaration for Advancement of Women’s Rights of Access to Information ausgearbeitet. Diese soll absichern, dass Frauen in Zukunft durch das Internet alle nötigen Informationen bekommen, um ihr Leben positiv verändern zu können. Es herrschte Konsens darüber, dass dieses Dokument grundsätzlich eine gute Idee sei. Dennoch kamen in der anschließenden Fragerunde viele Bedenken auf, die beachtet werden müssen. Eine wichtige Rolle dabei sei, dass Frauen den “Gefahren” und strukturellen Hürden des Internets ohne Vorbereitung frei ausgesetzt seien. Das Internet würde dafür genutzt, Frauen zu diskriminieren; Frauen würden im Internet oft falsch dargestellt. Zudem verstünden viele Frauen in ländlichen Gebieten nur in ihre Stammessprache – eine erhebliche Barriere beim Informationszugang.

In wenigen Workshops, die Kim und Kai gesehen haben, klang an, dass auch Männer und Jungen Teil dieser Bewegung „der Stärkung der Stellung von Frauen und Mädchen“ sind. Oftmals würden diese aber außen vor gelassen. Eine Vertreterin Jordaniens stellte dazu ein interessantes Projekt vor. Ihre Organisation versucht, die feministische Bewegung in ihrem Land voranzutreiben. Nachdem ihr der Vorwurf begegnete, sie fordere Frauen dazu auf, sich von ihren Ehemännern scheiden zu lassen, begann sie, nicht nur Frauen, sondern auch Männer über Feminismus und Gender Equality aufzuklären. Mit großem Erfolg: Es gelang ihr, zahlreichen Männern die Augen zu öffnen und sie “positiv in die Bewegung zu involvieren”.

Im Zentrum nahezu jedes Side Events und beinahe jeder Veranstaltung stand über die gesamte Woche hinweg die monumentale Bedeutung von Kommunikation. Und tatsächlich: Man muss zusammenkommen, miteinander reden und gemeinsam Lösungen suchen. Nicht wir für sie und nicht sie für uns, sondern wir für uns. Und mit “wir” sind nicht nur die Frauen und Mädchen gemeint, sondern die gesamte Weltbevölkerung. Mit Zitaten wie „Ich bin eine Frau, ich kann alles schaffen,“, „Wir müssen die Zukunft so gestalten, dass sie für jede*n lebenswert ist.“ und „Wir dürfen nicht mehr nur reden, sondern müssen jetzt handeln.“, kam beinahe das Gefühl auf, Gender Equality sei gar nicht mehr so weit entfernt, wie es oft scheint. Auf der anderen Seite wurde von schrecklichen Dingen, unter denen Frauen jeden Tag leiden müssen, berichtet. Kim hat zum Beispiel einen Vertreter einer Organisation aus der DR Kongo kennengelernt. Er ist wegen der unmenschlichen und lebensgefährlichen Situation, über die auch am ersten Tag im Sicherheitsrat debattiert wurde, in die USA geflohen. Die Situation in der DR Kongo sei dramatisch: Menschen dort hätten keine Bildung, keine Nahrung und kein Wasser. Wenn Frauen mehrere Kilometer liefen, um Wasser für die Familie zu holen, würden sie mehrmals vergewaltigt. Solche Berichte und generell die Teilnahme an der CSW62 haben gezeigt, dass die Stärkung der Stellung von Frauen und Mädchen und die Gender Equality ein harter, aber wichtiger Kampf sein wird.

Bilder von der CSW62 (und mehr)
Weitere News